Freitag, 22. Februar 2013

Red Dawn (2012) (Film)



Story (5 P):
Fantastische, urkomische, actiongeladene Satire auf den amerikanischen Patriotismus, die Kriegsmaschinerie der USA, deren Generation „Hübsch und Blöde“, dem neuen, alten Feindbild Nordkorea, der internationalen Wirtschaftslage und auch dem cineastischen Dilettantismus Hollywoods.

Um ein so schwieriges Unterfangen anständig umsetzen zu können, haben sich die Produzenten zahlreicher Stilmittel bedient. So fand man in Dan Bradley einen erfahrenen Stunt Coordinator und Second Unit Director, welcher sich noch nicht von der Traumfabrik hat blenden lassen und gab diesem das Regie-Zepter in die Hand.

In Zusammenarbeit mit Schauspiellegenden namens Thor, The Comedian, der Junge aus Hunger Games, die Tante aus Legion und vielen anderen talentierten Jungsstars wurde viel Wert auf ausdrucksstarkes Over-Acting  bei Zivilisten, die zu Kriegern werden, gelegt. Erfahrene Militärs glänzen im Gegensatz dazu mit genial hölzerner Mimik.

Damit auch die dümmsten Zuschauer und geschichtlich-politisch desinteressiertesten Kinogänger in Red Dawn gelockt werden, in der Hoffnung diesen armen Seelen auch etwas Wissenswertes zu vermitteln, wurde beim Casting extremer Wert auf einen explizit weiblichen, stark geschminkten Anteil gelegt; ein genialer Schachzug, wie ich finde.

Um dem satirischen Grundton abermals Ausdruck zu verleihen hat das Autorenteam um Red Dawn Meisterhaftes geleistet. Alle, aber wirklich alle (!!!) Dialoge sind dermaßen mit Clichés überladen und wechseln im Sekundentakt die Richtung und Aussage, dass dem Zuschauer die Tränen in den Augen stehen. Dank eines perfekten Timings und, wie bereits gesagt fantastischer Schauspielkunst, fällt dem Zuhörer mehr als nur einmal das Popcorn aus dem offenen Mund. Ein ganz klares Stilmittel, um die Sinnlosigkeit des Krieges in  Dialogform widerzuspiegeln – fantastisch. Mir fehlen die Worte.

In schlecht geschnittenen, selten unrealistischen und vollkommen übertriebenen Actionszenen ballert sich unsere bunte Truppe, rund um Robin Hood der entmachteten Streitkräfte von Amerika, durch Kanonenfutter der nordkoreanischen Dummsoldaten. Wie könnte man besser eine Satire aufs harte, brutale und fast unmenschliche Kriegsgeschehen umsetzen? Ich weiss es nicht. Red Dawn hat aber selbst darauf noch eine Antwort. Was könnte tiefgründiger und passender sein, als wenn einer der Jungs namens Hunger Games, um zu Überleben nicht in der Lage ist ein Wild zu schießen, nachdem er erst vor zwei Minuten mehrere Nordkoreaner abgeknallt hat? Es ist schier unbegreiflich, wie viele versteckte Feinheiten diese geniale Satire in kürzester Zeit vereint. Ich bin sprachlos.

Wie es sich für ein Großkaliber dieser Art gehört, endet der Film auf einer Highnote und lässt dank fehlender Erklärung oder finaler Auflösung bewusst viel Raum für Eigeninterptretationen. Schön, dass man heutzutage von Hollywood noch etwas geistig gefordert wird.
Als krönenden Abschluss gibt es noch eine total übertriebene, schnulzige Patriotismus-Familien-Rede zur neu geformten Untergrundelite, das Publikum muss sich schütteln vor Lachen, läuft Gefahr die Kontrolle über manche Körperfunktion zu verlieren und Red Dawn hinterlässt einen bittersüßen, nachdenklichen und tiefgründigen Geschmack, der Lust auf mehr Filme dieser Art macht.

„Stopstopstopstopstopstopstopstopstop… da kommt gerade ein Funkspruch durch… Waaaas??? Wie? Das glaube ich jetzt  nicht…“

Ich muss mich entschuldigen. Es tut mir aufrichtig leid – wirklich!
Allem Anschein nach handelt es sich bei Red Dawn NICHT, ich wiederhole nochmals… NICHT um eine, wie oben näher beschriebene Satire. Es soll ein realitischer Kriegsfilm über eine fiktive, nordkoreanische Besatzung Amerikas sein…
„Muahahahahahahahahahaaaaaaaaaaaaaaaaaahahahahahahahahahahaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaha!!!“
HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA
HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA
HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA HA

*Puh*

P.S. Okay. Damit hat der Film im Grunde genommen die Höchststrafe von NULL Punkten verdient, ich gebe ihm aber trotzdem zwei.
Ihr wollt wissen wieso?
Ganz einfach. Ich wurde wunderbar unterhalten, kam aus dem Lachen kaum raus und 93 Minuten sind auf peinliche Art in Windeseile verflogen.

Habt ihr auch schon von Freunden und Kollegen öfters den Spruch gehört „Den musst du dir anschauen. Der ist sooooo schlecht, dass er wieder gut ist.“? Klar habt ihr das.
Aber wie oft war der Film dann auch wirklich soooooo schlecht, dass er in der Tat wieder gut war, anstelle nur einschläfernd gewesen zu sein? Genau…

Hier ist sie nun. Die Mutter aller dieser Filme-die-so-schlecht-sind-dass-sie-wirklich-wieder-gut-sind.

Anschauen, abfeiern, ablachen, weiterempfehlen!!!

Story (2 P - eigentlich 0 Punkte)

5 Kommentare:

  1. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
    http://www.youtube.com/watch?v=7NJWpg5dxmo
    "At least it´s not in 3D."

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  2. Also mich hast du erst richtig verarscht. Gut dass ich weitergelesen hab :-)
    Netter Schreibstil, immer mal was anderes.

    Pass nur auf, dass du nicht zu badmovies2.de wirst.

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  3. @ab: Schön, dass es mir zumindestens bei einem gelungen ist und mir dieser Feedback gegeben hat - danke!

    Badmovies.de kannte ich ehrlich gesagt garnicht. Danke auch hierfür.

    Ich denke nicht, dass ich ein badmovies2.de werde, denn ich wähle mir eher selten, ganz bewusst die allerschlimmsten Stinker aus, um diese zu zerreissen.

    Red Dawn (2012) war natürlich ein großer Anwärter auf ein solches Review. Wie schlecht der Film aber tatsächlich ist oder welches Lästerpotential in diesem Reinfall steckt, erschließt sich Einem erst während/nach Sichtung. Unbedingt anschauen!
    - UNEINGESCHRÄNKTE Empfehlung -

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  4. hahaha, zu geil dein Review ! wahrscheinlich die gleiche Grütze wie bei "Tomorrow, when the war began". Der war so grottig, dass es echt nicht auszuhalten war. danke für deine Warnung vor "Red Dawn" !

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  5. @paarhufer71: Merci für die lobenden Worte. "Tomorrow, when the war began" sagt mir garnichts. Vielleicht werde ich mich bei Zeiten mal daran begeben - wenn ich nicht gerade ein Creature-Feature am verschlingen bin...

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